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Thursday, July 16, 2020

Aluminiumoxid statt Paprika und Tomaten - Sächsische Zeitung

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Schwarze Pumpe. Zumindest am Dienstag hing er noch an der Umzäunung des Gründer- und Gewerbezentrums Dock³ im Industriepark Schwarze Pumpe – der Briefkasten mit der Aufschrift „Spreetaler Früchte GmbH“. Dabei ist die Firma schon im November nach ihrer Insolvenz vom Amtsgericht Dresden für aufgelöst erklärt worden. 

Seit 2016 hatten die Gemeinde Spreetal sowie das Industriepark-Standortmanagement von der ASG Gespräche über einen fünf Hektar großen Gewächshaus-Komplex zum Gemüse-Anbau geführt. Mittlerweile ist nun auch die Landgard Obst & Gemüse GmbH, die überlegt hatte, das Projekt zu übernehmen, ausgestiegen. Als Bürgermeister Manfred Heine (parteilos) am Dienstag bei der Gemeinderatssitzung im Dock³ nach Tomaten gefragt wurde, winkte er ab.

Die nächste Frage war die nach dem Wasserstoff-Referenz-Kraftwerk der Leag. Im Dezember war das Projekt vorgestellt worden. „Der Förderantrag liegt beim Bundeswirtschaftsministerium“, gab Heine zur Antwort. Es gibt seinen Worten nach noch Verhandlungen zur Höhe der Förderquote.

Auch zu einem anderen Vorhaben hatten die Gemeinderäte jede Menge Fragen. Allerdings gaben sie letztlich doch bei Enthaltung durch Werner Reeb und André Lattke (beide Spreetaler Wählervereinigung) grünes Licht für einen sogenannten Optionsvertrag. Damit sichert sich eine deutsche Tochter des australischen Unternehmens Altech Chemicals eine Fläche von rund 14 Hektar an der Südstraße zwischen dem Dock³ und dem Südtor – dort, wo ursprünglich die Früchte GmbH ihre Gewächshäuser errichten wollte. Es geht um den Bau einer Fabrik zur Produktion von hochreinem Aluminiumoxid auf Basis von Kaolin. Altech baut derzeit so ein Werk in Johor Bahru in Malaysia und hatte schon zu Jahresbeginn erklärt: Wenn man in Asien fertig sei, dann wolle man gern in Schwarze Pumpe mit dem Bau beginnen.

Altech hat schon unterschrieben

Am Tag der Gemeinderatssitzung machte das Unternehmen den Abschluss der Verhandlungen selbst öffentlich. „Die Vereinbarung sieht für Altech eine anfängliche Laufzeit von zwölf Monaten vor, während der das Unternehmen seine Kaufoption ausüben kann, mit der Möglichkeit, den Optionszeitraum im gegenseitigen Einvernehmen um weitere zwölf Monate zu verlängern“, heißt es in einer Mitteilung. Der ausgehandelte Kaufpreis sei vertraulich. Der Preis pro Hektar liege jedoch unter dem vergleichbarer Industrieflächen in Malaysia oder in Westaustralien, der Heimat von Altech Chemicals.

Andreas Hornig von der ASG erklärte den Spreetaler Gemeinderäten, man habe bei den Verhandlungen unter anderem erwirkt, dass der Vertragstext in Deutsch statt in Englisch abgefasst ist. Zudem seien für die Gemeinde schädliche Regelungen abgeräumt worden. Es ging unter anderem um Vereinbarungen zu Altlasten aus der Zeit, als vor 20 Jahren das Industriegebiet Spreewitz hergerichtet wurde. Sie haben wohl durchaus schon Investoren abgeschreckt. Altech hat sie letztlich geschluckt, nachdem Spreetal und die ASG erklärt hatten, dass es eher um eine Formalie geht, die aus der Bergbausanierung herrührt: „Sie brauchen da keine Angst zu haben“, versicherte Manfred Heine. Altech hat den neun Paragrafen umfassenden Optionsvertrag bereits unterschrieben. Nach der Zustimmung des Gemeinderates kann das nun auch die zweite Partei tun.

150 hochbezahlte Arbeitsplätze

Im Gemeinderatsbeschluss ist von möglichen Investitionen in Höhe von 400 Millionen Euro die Rede und ASG-Geschäftsführer Roland Peine sagt: „Wir schaffen hier 150 hochbezahlte Arbeitsplätze, die Kaufkraft in die Region bringen. Das sind keine Tomatenpflücker.“ Und der Bürgermeister ist optimistisch, dass es dieses Mal klappt. Mit Altech gebe es jedenfalls eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Dass die Australier so drängen, nimmt Heine als gutes Omen. Man habe zwar erwartet, dass die letzte, zentrale Verhandlungsrunde am 18. März wegen Covid-19 flachfallen würde, aber die Altech-Vertreter seien dennoch nach Schwarze Pumpe gekommen.

Doch manchmal hängt es an Details. Anfang vergangenen Jahres war ein Vertreter der Inalgo Dresden I GmbH im Gemeinderat. Es ging um eine Mikroalgen-Produktion im Industriepark. „Wir meinen es wirklich ernst und werden das Vorhaben umsetzen“, hieß es damals von Unternehmenschef Gunnar Mühlstädt. Manfred Heine hat den Eindruck, das sei auch weiterhin das Ziel. Das Grundstück sei in diesem Fall auch bereits verkauft. Es hänge nun aber an der Finanzierung. Immerhin: Hamburger-Rieger werkelt an seiner zweiten Papierfabrik. Die Eröffnung war ursprünglich noch für den Sommer angekündigt. Und gleichzeitig lässt der kommunale Industriepark-Zweckverband aktuell zwei große Lkw-Rastplätze bauen.




July 16, 2020 at 03:00AM
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